Italiener boykottieren Gardasee-Radweg
02.11.2024 – Das große Tourismusprojekt am Gardasee sorgt für erhebliche Aufregung unter Politikern. Diese fordern nun einen Baustopp, um Radfahrer und Urlauber zu schützen.
Die Pläne für den Bau des Gardasee-Radweges – bekannt als „Ciclovia del Garda“ oder „Ciclopista del Garda“ – führen in Italien zu immer heftiger werdenden Debatten. Die Umfahrung des gesamten Gardasees, die eine Länge von 144 Kilometern umfasst, wurde als ein Projekt mit immensem wirtschaftlichem Potenzial und hoher Anziehungskraft für Touristen dargestellt.
Umweltschützer warnen jedoch vor erheblichen technischen Herausforderungen, insbesondere in den Abschnitten, wo die Felswände steil über dem See abfallen. Angesichts der wachsenden Bedenken hinsichtlich der Sicherheits- und Umweltauswirkungen der Bauarbeiten hat der Südtiroler Senator Luigi Spagnolli eine Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft von Verona eingereicht.
Auch sein Kollege aus Trentino, Pietro Patton, sowie die Senatorin der Oppositionspartei AVS (Alleanza Verdi e Sinistra), Aurora Floridia, unterstützen diese Initiative. Im Mittelpunkt steht der Abschnitt des Garda-Radwegs in der Gemeinde Baitone am östlichen Ufer des Sees.
In der Beschwerde wird die sofortige Einstellung der Bauarbeiten gefordert, da diese „schwerwiegende hydrogeologische und ökologische Probleme sowie Risiken für die öffentliche Sicherheit“ mit sich bringen könnten. „Es ist nicht länger möglich, die Umweltzerstörung und das Sicherheitsrisiko zu ignorieren, die unsere Region betreffen. Das aktuelle Radwegprojekt bietet keinerlei Sicherheitsgarantien für Bürger und Touristen.
Es wird in einem Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung realisiert und umfasst ein kurzes, 210 Meter langes Teilstück im Cantone-Tunnel“, heißt es in dem Dokument.
Gardasee mit beeindruckendem Ausblick: Der „Ciclopista del Garda“ bietet spektakuläre Perspektiven, ist jedoch bei Umweltschützern stark umstritten.
Die Beschwerdeführer befürchten, dass Radfahrer vermehrt in die Tunnel der stark befahrenen Straße „Gardesana Orientale“ drängen werden, die zu den zehn gefährlichsten Verkehrsachsen Italiens zählt. „Wir befinden uns in einem als hochgradig hydrogeologisch gefährdet eingestuften Gebiet, wo es häufig zu Erdrutschen kommt“, wird betont.
Italiens Politiker warnen vor Gefahren: Aus diesen Gründen verlangen sie einen Baustopp. Die Beschwerde hebt auch die verheerenden Auswirkungen auf die empfindlichen lokalen Ökosysteme und die Nichteinhaltung von Umweltvorschriften hervor. „Ohne sorgfältige Planung und Bewertung der Umweltauswirkungen ist ein Gebiet von unschätzbarem natürlichem, landschaftlichem und touristischem Wert gefährdet“, betonen die Parlamentarier.
Sie fordern einen sofortigen Eingriff, um die Arbeiten auszusetzen und eine neue geologische Untersuchung einzuleiten. „Das ist notwendig, um alternative Mobilitätslösungen zu prüfen. Das Gebiet des Gardasees verdient Respekt und Schutz.“ Die aus Verona stammende Senatorin Floridia plant für den 9. November um 10 Uhr eine Fahrradtour zum Gardasee nach Malcesine, um auf das Recht auf Sicherheit aufmerksam zu machen.
Für den Tourismus am Gardasee eröffnet der Radweg ungeahnte Möglichkeiten. Der Bau des Radweges rund um den Gardasee und die dazugehörige Infrastruktur wird als Tourismusprojekt betrachtet, das die Region noch attraktiver machen soll, da damit eine vollständige Umrundung möglich wäre. Bislang existieren im bergigen Bereich des nördlichen Gardasees nur Teilstücke eines Radwegs, während im Süden die Radwege besser ausgebaut sind und teilweise durch Strecken über Nebenstraßen verbunden werden.
Der Widerstand von Umweltschutz- und Bürgerverbänden gegen das Projekt wächst. Aufgrund eines massiven Felssturzes zwischen Riva del Garda und Limone wurde die Gardesana-Staatsstraße, die westliche Uferstraße am Gardasee in der Provinz Trient, vorübergehend gesperrt. Einige am Straßenrand geparkte Autos wurden durch herabfallende Gesteinsbrocken beschädigt. Umweltaktivisten zeigen sich besorgt. Zwar gab es in der Gegend schon immer Felsstürze, doch deren Häufigkeit scheint derzeit zuzunehmen, warnten sie.